Unsere Entscheide sind, bewusst oder unbewusst, stark gesteuert vom kulturellen Wertesystem, in dem wir uns bewegen respektive mit dem wir aufgewachsen sind. In «traditionellen» Ländern wird das Wertesystem von Religion oder Nationalität bestimmt, in wieder anderen von Stammeszusammenhalt oder Machtstrukturen. In der Schweiz und Westeuropa herrscht ein Wertesystem vor, das auf Individualität, Wissenschaft, Technik und finanziellem Erfolg basiert. In den letzten Jahren hat sich zudem ein Wertebild entwickelt, das wir als postmodern oder «grün» bezeichnen. Es definiert sich durch den Erhalt der Umwelt, den nachhaltigen Umgang mit Ressourcen und Energie und dem systemischen Verständnis, dass wir auf einer Erde leben, die es gemeinsam zu erhalten gilt. Über Energiezukunft kann nicht gesprochen werden, ohne diese Wertesysteme im Hinterkopf zu haben. Menschen, die in einer technisch/finanziellen Wertewelt leben, können über positive Businesspläne von neuen Energietechnologien überzeugt werden, andere, denen Ressourcen und Umwelt die wichtigsten Werte sind, durch Informationen über Umweltbelastung, Klimaerwärmung und CO2-Belastung.
Durch politischen Diskurs, Sensibilisierung und Information gilt es, einen Weg zu finden, um diese Werte (soziale, ökonomische, ökologische) auf einer höheren Ebene in Synthese zu bringen und damit eine neue, integrierte Wertestruktur zu schaffen. Wir brauchen einen fundamentalen Wertewandel.
Damit dieser geschieht, braucht es Wissen – und Menschen, die den neuen Lebensstil vorleben; und es braucht Visionäre, wie Anton Gunzinger, der in seinem Buch «Kraftwerk Schweiz» durchrechnet, dass die nachhaltige Energieversorgung mit heutiger Technologie möglich und finanzierbar ist. Oder Tony Seba, der voraussagt, dass bis 2030 alle Neuwagen elektrisch, selbstfahrend sowie geteilt sind und wir deshalb weltweit 80 Prozent weniger Fahrzeuge und Strassen benötigen. Und es braucht unser aller Bereitschaft, die nachhaltige Energiezukunft aktiv mitzugestalten und uns mitverantwortlich zu fühlen.
Daniela Bomatter, Geschäftsführerin EnergieSchweiz
Dein Kommentar
An Diskussion beteiligen?Hinterlassen Sie uns Ihren Kommentar!