BFE-Direktor Walter Steinmann hat mit Philippe Müller (Leiter Cleantech des BFE) und Rolf Schmitz (Leiter Energieforschung des BFE) am 21. und 22. Mai 2015 ausgewählte Tessiner Firmen und Institutionen besucht.
Regionaltermin 1: Tessiner Firmen beim Arbeitsessen auf den Puls gefühlt.
Am Abend des 21. Mai tauschten sich 15 Vertreter von Elektrizitätswerken, Firmen, Hochschule und Vereinen mit dem BFE bei einem Arbeitsessen aus. Ein zentrales Thema war dabei die Wasserkraft. Um Kosten für ihre Konsumenten tief zu halten, haben staatliche Unternehmen wie die AET ihre Wasserkraftwerke über 80 Jahre abgeschrieben ? anders als die Privatindustrie, die mit 40 Jahren rechnet. Wenn nun in der Halbzeit die Spielregeln geändert werden, trifft sie das entsprechend hart. Es wurde angeregt, über flexible Wasserzinsen zu diskutieren. Infolge der Liberalisierung leiden die Elektrizitätswerke speziell beim Geschäft mit den Grosskunden, während das Sparpotenzial bei den Kleinkunden bescheiden ist: 10 % Einsparung bedeuten 70 Franken pro Familie und Jahr. Eine weitere Problematik sehen die Energielieferanten in der Frage, ob teurerer Strom aus Wasserkraft oder günstiger Strom aus Osteuropa ? mit einem bezüglich CO2 ungünstigen Produktionsmix – beschafft werden soll. Schliesslich wurde auch die Frage gestellt, wieso schon jetzt mit dem Produktionsaufbau begonnen werden soll, wenn die Kernkraftwerke doch erst um 2035 abgeschaltet werden. Es wurde vorgeschlagen, statt in neue Produktionskapazitäten besser in Forschung und Ausbildung zu investieren. Selbstkritisch wurde aber auch moniert, dass die Tessiner Unternehmen die Ausbildung besser wahrnehmen sollten ? diese sei in der Deutschschweiz wesentlich besser verwurzelt.
Es wurde bemängelt, dass viele Erkenntnisse aus der Forschung vorliegen, die von der Wirtschaft nicht umgesetzt werden. Ausbildung und Wissens- und Technologietransfer sollten daher massiv gefördert werden. Anscheinend fehlt aber auch ein Businessmodell, um Forschungsergebnisse in den Markt umzusetzen. Im Speziellen sollte Energie vermehrt auch ein Thema bei der Ausbildung von Architekten sein: der Fokus auf Design ist unzureichend. Es sollte aber nicht nur die Technologien thematisiert werden, sondern vermehrt auch das Systemdenken. Hinterfragt wurde in diesem Zusammenhang die aktuelle Ausrichtung der Schweizer Forschungspolitik mit den neu eingerichteten Swiss Competence Centers in Energy Research (SCCER). Da die Universitäten und die ETH Spitzenforschung betreiben, besteht ein grosses Interesse an Publikationen, wozu die Querschnittsforschung weniger attraktive Anreize setzt.
Für das BFE bot sich die Gelegenheit, aus erster Hand Gedanken von Tessiner Unternehmen und Organisationen zu verschiedenen Themenbereichen zu erfahren und gleichzeitig auch die Sicht des BFE darzulegen. Die rege Beteiligung an den Diskussionen und die Vielfalt der angesprochenen Themen zeigte aber auch klar, dass das BFE vermehrt den direkten Kontakt zu den lokalen Unternehmen suchen muss, um auf diese Weise näher am Puls der vom Umbau des Energiesystems betroffenen Firmen zu sein.
Rolf Schmitz, Leiter Sektion Energieforschung BFE
Dein Kommentar
An Diskussion beteiligen?Hinterlassen Sie uns Ihren Kommentar!