Was für Gemüse und für Fleisch gilt, gilt auch für Strom: Seine Herkunft muss deklariert werden. Mindestens einmal im Jahr müssen die Stromlieferanten ihre Kundinnen und Kunden über die Zusammensetzung der verkauften Elektrizität informieren. Dabei wird nicht nur unterschieden, ob der Strom in der Schweiz oder im Ausland produziert wurde, sondern auch mit welcher Technologie.
Wissen Sie, wie viel Prozent Ihres Stroms aus Wasserkraft stammt? Wie viel aus Kernenergie? Wie viel aus Sonnenenergie? Wenn Sie Ihre Stromkennzeichnung nicht zur Hand haben, finden Sie auf www.stromkennzeichnung.ch den durchschnittlichen Mix Ihres Lieferanten. Ihren persönlichen Strommix können Sie selber gestalten – durch die Wahl eines entsprechenden Produkts. Der Wechsel auf Ökostrom kann mit ein paar wenigen Mausklicks auf www.neustrom.ch vollzogen werden. Einen umfassenden Vergleich verschiedener Stromprodukte finden Sie auf www.mynewenergy.ch.
Doch wird der Strom aus der Steckdose durch einen Produktewechsel tatsächlich „grüner“, „gelber“ oder „grauer“? Aus physikalischer Sicht ändert sich am Strom aus der Steckdose nichts: Den Elektronen sieht man nicht an, woher sie kommen; sie haben keine „Farbe“. Eine erhöhte Nachfrage nach einer bestimmten Stromqualität fördert aber die entsprechende Produktionstechnologie. Mit dem System der Herkunftsnachweise wird sichergestellt, dass eine bestimmte Stromqualität nicht doppelt verkauft werden kann. Werden einem Endkunden beispielsweise 4000 kWh aus Schweizer Wasserkraft deklariert, muss die entsprechende Menge an Herkunftsnachweisen entwertet werden. Damit erfolgt eine eindeutige Zuweisung von gelieferter Stromqualität zum Kraftwerk, welches diesen Strom produziert hat. Die Zuweisung folgt nicht dem physikalischen Stromfluss, muss aber in der Bilanz aufgehen. Man kann sich dies ähnlich vorstellen wie beim Geldbezug am Bankomaten: Wenn Sie hundert Franken beziehen, ist die Hunderternote aus dem Automaten physikalisch gesehen höchstwahrscheinlich nicht dieselbe, die Sie einmal auf Ihr Konto einbezahlt hatten. Dennoch wird der Bezug Ihrem Konto abgezogen und der Betrag steht Ihnen nachher nicht mehr zur Verfügung. So auch beim Strom: Wenn Sie eine bestimmte Menge Grünstrom kaufen, muss dieser auch produziert werden und kann nicht einem weiteren Kunden nochmals als Grünstrom deklariert werden.
Die meisten Stromlieferanten bieten eine Auswahl an Produkten, die sich nach Herkunft, Energieträger, Umweltverträglichkeit und Preis unterscheiden. Zur Orientierung gibt es verschiedene Gütesiegel. In der Schweiz am meisten verbreitet sind die Labels naturemade und TÜV EE. Strom aus hundertprozentig erneuerbaren Energieträgern ist meist zu einem sehr geringen Aufpreis zu haben. Höherwertige Stromprodukte kosten etwas mehr, garantieren dafür aber eine hohe Umweltverträglichkeit. Am strengsten sind die Kriterien beim Ökostrom-Gütesiegel „naturemade star“. Um dieses zu erhalten, müssen nicht nur strikte ökologische Auflagen eingehalten werden, sondern auch nachweislich neue umweltverträgliche Kraftwerke gefördert und Renaturierungsprojekte finanziert werden.
Welche Art von Stromproduktion wollen Sie unterstützen? Sie haben die Wahl.
Beat Goldstein, Fachspezialist Marktregulierung
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