Herr Patel, was verstehen Sie unter Energieeffizienz?
Prof. Martin Patel*: Energieeffizienz ist definiert als das Verhältnis der erbrachten Energiedienstleistung zur hierfür eingesetzten Energie. Für ein Fahrzeug bedeutet dies z.B., dass ein Liter Benzin für eine längere Wegstrecke ausreicht.
Wie können wir mehr Energie einsparen?
Energie kann zum einen durch Verhaltensänderungen eingespart werden, z.B. durch das Ausschalten von Licht in ungenutzten Räumen. Zum anderen können technische Energieeffizienzmassnahmen ergriffen werden. Beispiele dafür sind der Austausch von Halogen- und Glühlampen durch LED-Lampen oder das Waschen von Wäsche bei 15 bis 30°C anstelle von 40°C und mehr.
Was raten Sie, um den eignen Energieverbrauch zu reduzieren?
Es ist von grosser Bedeutung, dass bei Kaufentscheidungen von Geräten, Fahrzeugen und Immobilien die Energieeffizienz verstärkt berücksichtigt wird. Bei Mietwohnungen muss eine erhöhte Nachfrage nach Angeboten auf Minergie-Niveau entstehen. Darüber hinaus können wir alle durch umsichtiges Handeln Energie einsparen, z.B. durch Nutzung von Steckdosenleisten zur Minimierung von Standby-Verlusten. Letztlich muss die Geschwindigkeit, mit der die Energieeffizienz verbessert wird, verdoppelt werden. Dafür ist neben einem erhöhten Bewusstsein und einem besseren Verständnis zum persönlichen Energieverbrauch auch die Beschleunigung des technischen Fortschrittes erforderlich.
Wie schätzen Sie den Rebound-Effekt ein?
Der Rebound-Effekt liegt meist in der Grössenordnung von 10 bis 30 Prozent der „Bruttoenergieeinsparung“ und darf daher nicht überbewertet werden. Natürlich sollte man den Rebound-Effekt weiterhin untersuchen, aber man darf meiner Meinung nach zwei Dinge nicht aus den Augen verlieren: Der Rebound-Effekt kann nicht als Argument gegen Energieeffizienz dienen, denn der überwiegend positive Effekt der Energieeinsparung bleibt ja erhalten; und ein hoher Rebound kann positive makroökonomische Effekte haben, z.B. Wachstum der Wirtschaftsleistung (z.B. vermehrte Bautätigkeit) und erhöhter Wohlstand. Es ist sehr erfreulich, dass die Internationale Energieagentur (IEA) in einem gerade veröffentlichten Bericht auf die positiven Nebeneffekte des Rebound-Effektes eingeht.
Was kann Ihre Forschung zur Förderung der Energieeffizienz beitragen?
Wir stellen fest, dass es wenige transparente und öffentlich zugängliche Arbeiten zur Energieeffizienz inklusive der zugrunde liegenden Datenbasis gibt; wir möchten diese „Black Box“ öffnen. Wir werden diese Analysen etwa zur Quantifizierung von Einsparpotenzialen einsetzen – unter anderem mit dem Ziel, Politikmassnahmen zu bewerten. Darüber hinaus streben wir die Zusammenarbeit mit anderen Disziplinen an: Wir arbeiten bereits mit Ökonomen und Psychologen zusammen und möchten unsere interdisziplinäre Zusammenarbeit weiter vertiefen und ausbauen.
Wann rechnen Sie mit ersten Resultaten?
Wir nehmen an den „Swiss Competence Centers for Energy Research“ (SCCER) teil und haben ein SNF-Projekt zur Frage der Energieeinsparung durch Tarifgestaltung akquiriert. Dies sind mehrjährige Projekte mit anspruchsvollen Zielen, aber ich denke, dass wir in einem Jahr erste interessante Ergebnisse vorlegen können.
*Zur Person: Martin Patel leitet den neuen Lehrstuhl für Energieeffizienz der Universität Genf.
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