Radioaktive Abfälle: Von bekannten Ungewissheiten zu gefestigtem Wissen
Weshalb werden nicht schon heute alle Details eines geologischen Tiefenlagers zur Entsorgung radioaktiver Abfälle möglichst genau festgelegt? Die Antwort ist einfach: Es soll kein Projekt realisiert werden, das in einigen Jahrzehnten auf veralteten Technologien basiert.
Irina Gaus, Forschungschefin der Nagra, verweist dabei auf die rasante Entwicklung der Kommunikationstechnologie in den letzten Jahrzehnten. Die Frage, wann wir was bei der Realisierung des geologischen Tiefenlagers wissen müssen, beantwortet sie deshalb mit «so früh wie nötig, so spät wie möglich».
Um alle Aspekte der Wissensgenerierung darzulegen, ist die Nagra gemäss behördlichen Vorgaben verpflichtet, alle fünf Jahre einen Forschungs-, Entwicklungs- und Demonstrationsplan (RD+D-Plan) vorzulegen. Das Bundesamt für Energie (BFE) organisierte dazu am 30. Mai 2022 in Zürich einen Workshop für die Mitglieder der Fachgruppen Sicherheit der Regionalkonferenzen Jura Ost, Nördlich Lägern und Zürich Nordost. «Forschung und Entwicklung haben zum Ziel, aus bekannten Ungewissheiten gefestigtes Wissen zu machen», so Philippe Schaub vom BFE. Damit auch allfälligen «unknown unknowns», also unbekannten Ungewissheiten, begegnet werden kann, müssen alle Auslegungen genügende Sicherheitsmargen beinhalten, was vom Eidgenössischen Nuklearsicherheitsinspektorat (ENSI) überprüft wird.
Die Veranstaltung im Rahmen der Partizipation des Sachplans geologische Tiefenlager bot für die «Laien-Expertinnen und –Experten» der Fachgruppen die Möglichkeit, mit den Forschenden der Nagra zu fachsimpeln. Die Korrosion der Stahlbehälter zur Verpackung der Brennelemente unter Einwirkung von Gasbildung war dabei genauso Gesprächsgegenstand wie der Einfluss zukünftiger Eiszeiten und die damit verbundene glaziale Tiefenerosion auf die Sicherheit eines Tiefenlagers.
Clemens Bolli, Fachspezialist Regionale Partizipation, Bundesamt für Energie
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