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Sachplan Tiefenlager: Wie das Thema auch in Deutschland interessiert


Seit 2008 suchen das Bundesamt für Energie (BFE) und weitere Bundesbehörden zusammen mit der Nagra, mehreren Kantonen und Standortregionen nach dem sichersten Standort zur Einlagerung der radioaktiven Abfälle in ein geologisches Tiefenlager. Alle drei noch möglichen Standorte sind mehr oder weniger nahe am Rhein und damit an Deutschland. Die grenznahen Gemeinden und Landkreise, das Bundesland Baden-Württemberg und die Bundesrepublik sind bei der schweizerischen Standortsuche deshalb mit eingebunden.

Wo zwei Länder mit unterschiedlichen Kulturen aufeinandertreffen, knarzt es zwischendurch im Gebälk. Um Missverständnissen, Gemeinsamkeiten und Potenzialen von grenzüberschreitender Zusammenarbeit auf den Grund zu gehen, fand am 28. Oktober 2021 eine Tagung auf der deutschen Seite der Stadt Rheinfelden statt. Rund 80 Personen nahmen daran teil und lernten so einiges über «die Anderen».

Den Auftakt am Morgen machten die beiden Gastgeber Stefan Jordi, Leiter Regionale Partizipation beim BFE und Thomas Boes vom Regierungspräsidium Freiburg mit einigen Anekdoten zu ihrer Erfahrung mit grenzüberschreitender Zusammenarbeit. Es folgten die beiden Oberhäupter der Doppelstadt Rheinfelden, Franco Mazzi und Klaus Eberhardt. Eine Analyse, was typisch schweizerisch oder typisch deutsch ist, lieferte das Ehepaar Franziska und Gerhard Lochmann.

Sie, in der Schweiz aufgewachsen, lebt seit langem in Deutschland gelebt, er, deutsch sozialisiert mit Schweizer Mutter, erklärten in einem lebhaften Dialog, welche Missverständnisse entstehen, wenn man in ähnlichen, aber trotzdem verschiedenen Welten und Kulturen aufwächst und ständig mit dem/der Anderen konfrontiert wird. So heisst das schweizerische «Hesch Hunger?» mittags um zwölf Uhr korrekt ins Deutsche übersetzt nicht etwa «Hast du Hunger?» sondern «Ich will jetzt was essen!» Es folgte Roland Scherer mit einem wissenschaftlichen Blick auf die Kooperation in der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit, bevor die Teilnehmenden sich in gemischten Kleingruppen über unterschiedliche Settings, Ursachen und Lösungsansätze in verschiedenen Situationen austauschen konnten.

Nach dem Zmittag fasste die Thurgauer Slampoetin Martina Hügi den Morgen humoristisch zusammen. Der Nachmittag war dann der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit im Zusammenhang mit dem geologischen Tiefenlager der Schweiz gewidmet. Stefan Jordi zeigte auf, dass und in welcher Art Deutschland seit Anbeginn des Verfahrens involviert war und ist. Wie sich diese Zusammenarbeit für die Nachbarn nördlich und südlich der Landesgrenze anfühlte, führten Ulrike Elliger, Mitglied der Regionalkonferenz Zürich Nordost, und Hanspeter Lienhart, Präsident der Regionalkonferenz Nördlich Lägern, aus. Fazit beiderseits: Vieles ist in all den Jahren besser geworden, bleibt aber stetig ein Thema. Lienhart fasste es mit dem Ratschlag zusammen, man dürfe nichts unter den Teppich kehren, Konflikte angehen sobald sie sich abzeichnen und offen und transparent damit umgehen, so fänden sich die besten Lösungen.

Es folgte ein wissenschaftlich, sozio-technischer Rückblick auf die letzten zehn Jahre Sachplanverfahren von Peter Hocke, Mitglied der deutschen «Expertengruppe Schweizer Tiefenlager» (ESchT). Einen letzten Input bestritten der Waldshuter Landrat Martin Kistler und die Aargauer Grossrätin Béa Bieber. Sie beleuchteten die Zusammenarbeit aus Sicht der Politik. Die beiden Gastgeber, mittlerweile vom deutschen «Sie» zum schweizerischen «Du» übergegangen, bedauerten, dass die Tagung nicht schon vor zehn Jahren stattgefunden hat, «aber lieber spät als nie». Bei lokalem Bier und Wein wurde danach weiter über Unterschiede und Gemeinsamkeiten diskutiert, in beiderseitiger Hoffnung auf eine fruchtbare Zusammenarbeit in der Zukunft.

Die Folien und Videos und der Referate werden zu einem späteren Zeitpunkt auf der Website aufgeschaltet und der Link hier platziert.

Andreas Besmer, Fachspezialist Regionale Partizipation, Bundesamt für Energie

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