An diesem Donnerstag 5. Oktober hat die IEA in Berlin den Energy Efficiency Market Report 2017 (EEMR2017) präsentiert. Diese relativ neue, jährliche Publikation reiht sich ein in die Market Report Serie der IEA, welche die Entwicklungen von Investitionen, Angebot und Nachfrage verschiedener Energieträger (u.a. Öl, Gas, Erneuerbare, Kohle) untersucht. Mit dem Bericht zum „Energieträger“ Energieeffizienz spiegelt die IEA die in vielen Ländern aufkommende Energy Efficiency First-Policy wieder, zu der sich in der Schweiz mit dem neuen Energiegesetz zur Umsetzung der Energiestrategie 2050 auch Bundesrat, Parlament und Schweizer Volk bekannt haben.
Im Rahmen von halbjährlichen Sitzungen der Energy Efficiency Working Party bei der IEA in Paris (IEA-EEWP) habe ich die Gelegenheit, die strategische Stossrichtung der Arbeiten der Energy Efficiency Division der IEA mitzudiskutieren und – wenn aufgrund der Bedeutung der Schweiz auch nur zu einem kleinen Teil – mitzugestalten. So diskutieren wir beispielsweise regelmässig Themen wie:
- Aufbau und Draft des jährlichen Energy Efficiency Market Reports
- Ergebnisse von Workstreams wie bspw. dem soeben abgeschlossenen Workstream on Market Based Instruments
- Aufbau der neuen „Global Exchange Plattform for Energy Efficiency“
- Ergebnisse des Energy Efficiency in Emerging Economies (E4)-Programms der IEA
- Effizienzpolitiken von Mitgliedsstaaten oder assoziierten Staaten
Was sagt uns nun dieser EEMR2017? Nachfolgend einige meiner persönlichen Highlights:
- Die weltweite Energieintensität – gemessen als eingesetzte Primärenergie pro Einheit Wirtschaftsleistung – ist im Jahr 2016 um 1,8 Prozent gefallen.
- Aufgrund der gesunkenen Energieintensität lassen sich weltweit gesehen mit dem gleichen Energieeinsatz mehr Güter und Dienstleistungen produzieren. Dieser „Energieproduktivitätsbonus“ entsprach im Jahr 2016 2,2 Billionen US Dollar oder dem zweifachen der Australischen Wirtschaftsleistung.
- Die Verbesserung der Energieintensität war im vergangenen Jahr der wichtigste, einzelne Faktor für die beobachtete Abflachung der weltweiten, energiebedingten Treibhausgasemissionen.
- Obwohl Energieeffizienzpolitiken weltweit am Kommen sind, sind nach wie vor 68 Prozent des weltweiten Energieverbrauchs nicht durch Energieverbrauchsstandards abgedeckt. Der neue IEA Efficiency Policy Progress Index zeigt, dass sich der Trend zu verstärkten Effizienzpolitiken abschwächt. Deshalb ist es eminent wichtig, dass die Regierungen weiterhin einen starken Fokus auf die Verstärkung von Effizienzpolitiken legen.
- Die globalen Investitionen in Energieeffizienz erhöhten sich 2016 um 9 Prozent auf 231 Milliarden US Dollar. Während der Anteil von Europa an den weltweiten Investitionen nach wie vor am Grössten ist, lässt sich insbesondere in China ein steiler Anstieg feststellen.
- Die Energieeffizienz hat sich in der Schweiz von 2000 – 2016 um rund 21 Prozent verbessert. Sie liegt damit von 28 untersuchten Ländern an fünfter Stelle.
- Die Energieintensität der Schweizer Industrie war 2015 mit rund 2 Petajoule Energieeinsatz pro Milliarde US Dollar Bruttowertschöpfung unter 25 untersuchten Länder am tiefsten. Auch wenn methodische Schwierigkeiten (u.a. die korrekte Berücksichtigung der in der Schweiz fehlenden Schwerindustrie) die Bedeutung dieses Resultat etwas abschwächen, ist dies doch ein starkes Signal für den Industriestandort Schweiz.
- Energieeffizienzpolitiken helfen Schwellenländern wie Indonesien, den Zugang der Bevölkerung zu Energie zu erweitern und gleichzeitig die Treibhausgasemissionen sowie die ökologischen Auswirkungen von Energieinfrastrukturen zu senken.
Christian Bühlmann, Stv. Leiter Energieversorgung und Monitoring im BFE und Delegierter der Schweiz in der IEA-EEWP
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